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Zufriedenheit: Mehr Menschen in Deutschland sind zufrieden – auch im Job

21.10.2024 | Handwerk-Magazin

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Von Yvonne Döbler

Zugehörige Themenseiten: 
Arbeitsschutz und Gesundheit, Kündigung, Urlaub und Vermögensaufbau

"Das subjektive Wohlbefinden prägt maßgeblich die Lebensqualität einer Gesellschaft", schreibt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Wie zufrieden die deutsche Bevölkerung ist, sei deshalb besonders wichtig für die Politik – aber auch für Arbeitgeber: Sie können Arbeitskräfte besser rekrutieren, wenn sie bedarfsgerechte Angebote an potenzielle Arbeitnehmer machen.

Bei der Frage, was Menschen zufrieden macht, zeigt sich: Es sind unter anderem belastbare soziale Beziehungen und eine produktive Arbeit. Das führt sogar zu einer längeren Lebenserwartung. Während früher das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Maßstab für Wohlstand war, entdeckt die Wirtschaftswissenschaft nun auch das selbst wahrgenommene Wohlbefinden. In Zeiten von Klimakrise und immer knapper werdenden Ressourcen" müsse das BIP als Indikator hinterfragt werden. "Erkenntnisse über das subjektive Wohlbefinden der Bevölkerung sind für Wissenschaft und politische Entscheidungsträger folglich äußerst relevant", fasst das DIW in seiner aktuellen Studie zusammen.

SOEP – Daten zur Zufriedenheit

Das sozioökonomische Panel (SOEP) ist eine der größten und am längsten laufenden multidisziplinären Panelstudien weltweit. Die Forscher befragen derzeit jährlich etwa 30.000 Menschen in knapp 22.000 Haushalten.

Das SOEP erfasst die subjektiv empfundene Zufriedenheit. Die Forscher erfragen die allgemeine Lebenszufriedenheit und die Zufriedenheit mit Einkommen, Arbeit und Gesundheit:

Die Menschen werden zufriedener. - © DIW Berlin 2024

Die Daten stammen aus einer fortlaufenden Erhebung in den Jahren 2004 bis 2021. Dabei erfassen die Analysten die Daten getrennt nach...
 

Die Befragten müssen dabei ihre Zufriedenheit mit den verschiedenen Lebensbereichen auf einer Skala von 0 („ganz und gar unzufrieden“) bis 10 („ganz und gar zufrieden“) angeben.

Großer Unterschied in den Lebensbereichen

Die Analyse der Bereiche zeigt: Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist in den meisten Jahren höher als das Behagen in den verschiedenen Bereichen, wie Einkommen, Arbeit und Gesundheit. "Die allgemeine Zufriedenheit lag im Jahr 2004 bei durchschnittlich 6,7 Punkten (von 10 möglichen Punkten). Deutlich darunter liegt die Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen (5,5 Punkte). Bis 2021 haben sich beide Werte verbessert, wobei die Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen (6,9) zwar weniger stetig, dafür aber stärker stieg als die allgemeine Lebenszufriedenheit (7,4)", informiert Daniel Graeber, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel beim DIW. Auch die Zufriedenheit mit der Arbeit ist im Erhebungszeitraum gestiegen: von 6,8 auf 7,2 Punkte. Im Gegensatz dazu blieb die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit über die Jahre stabil bei ungefähr 6,5.

Der detaillierte Blick auf die Zufriedenheit

Zusammengefasst urteilen die Forscher: Menschen mit hohem Einkommen fühlen sich in ihrer Arbeit wohler als Menschen mit niedrigem Einkommen. Und Menschen ohne Kinder schätzen ihre Gesundheit besser ein als Menschen mit Kindern. Grundsätzlich sind Männer zufriedener mit ihrem Einkommen als Frauen.

Wer ein hohes Einkommen hat, ist zufriedener mit seiner Arbeit als jemand, der weniger verdient. - © DIW Berlin 2024

Zufriedenheit – bei hohem Einkommen

Daniel Graeber sagt: "Unsere Analyse zeigt, dass die Personen, die höhere Einkommen haben, in den verschiedenen Lebensbereichen auch glücklicher sind. Allerdings ist die Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen oft nicht linear. Das heißt, die Abstände zwischen oben und unten und der mittleren Gruppe sind nicht konstant."

Männer sind zufriedener als Frauen

Frauen sind weniger zufrieden mit ihrem persönlichen Einkommen als Männer – eine Erkenntnis, die nicht wirklich überrascht. Die Einkommenslücke zwischen Männer und Frauen ist immer noch groß. Dennoch sind Frauen aber mit ihrer Arbeit genauso zufrieden wie Männer. Oder anders: Der Job macht Spaß, doch er wird nicht angemessen bezahlt. Hier können Arbeitgeber viel tun, um weibliche Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten.

Mit ihrer Gesundheit hingegen sind Frauen unzufriedener als Männer. Die gute Nachricht: Bei der Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen hat der Abstand zwischen Frauen und Männern im Untersuchungszeitraum stark abgenommen.

Zufriedenheit in Ost- und Westdeutschland gleicht sich an

Sowohl bei der Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen, als auch mit der Arbeit und mit der Gesundheit gibt es klare Unterschiede zwischen Ost und West: Im Westen ist die subjektive Zufriedenheit höher. "Ein sehr positiver Befund ist aber, dass die Abstände in der Zufriedenheit in allen Bereichen abgenommen haben. Das heißt, Ost- und Westdeutschland gleichen sich in der Zufriedenheit einander an", sagt Daniel Graeber.

Wer ist zufriedener – Menschen mit oder ohne Kinder?

"Was uns sehr überrascht hat ist, dass sich die Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen und mit der Arbeit nicht zwischen Personen mit und Personen ohne Kinder unterscheidet", erzählt Graeber. Das Forscherteam hätte einen Unterschied erwartet, da sich durch Kinder die Lebensumstände und damit auch die Ansprüche an das persönliche Einkommen und die Arbeit ändern.

Gesundheit – wenig Zufriedenheit bei niedrigen Einkommen und Elternschaft

"Vor allem Menschen aus dem unteren Einkommensdrittel und Eltern sind besonders unzufrieden mit ihrer Gesundheit", fasst Gräber die Erkenntnisse zusammen. Und er fordert, dass die Politik diese Gruppen entlastet."Es kann kaum im Sinne der Politik sein, dass niedriges Einkommen und Elternschaft Risikofaktoren für das Wohlbefinden darstellen. Hier ist es Aufgabe der Politik, diese Personengruppen zu entlasten. Ansatzpunkte können eine Verbesserung der Betreuungssituation, ein Abbau von Bürokratie in der Beantragung von Leistungen sowie die Sichtbarmachung niedrigschwelliger Unterstützungsangebote sein.

Auch Arbeitgeber können diese Erkenntnisse nutzen. Etwa, indem sie ihre (künftigen) Mitarbeiter bei der Suche nach einer Kinderbetreuung unterstützen oder flexible Arbeitszeiten und Homeoffice anbieten.

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