VOB: Wie Kommunikation auf Augenhöhe dabei hilft, Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden
11.02.2025 | Handwerk-Magazin

Von Andreas Scheibe
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Auftragsabwicklung, Baurecht und Professioneller Bauablauf – Kolumne von Andreas Scheibe
Man könnte denken, dass ein Werk von solcher Bedeutung für Bauverträge – wie die VOB eines ist – klare Richtlinien liefern würde. Doch die Realität sieht tatsächlich anders aus: Selbst erfahrene Handwerker und Bauleiter stöhnen bei der Frage, wie sie die unzähligen Abschnitte und Paragraphen korrekt anwenden sollen. Da steht man dann mit dem dicken Schinken voller Regeln da, nur um dann festzustellen, dass diese Regeln oft so unverständlich und komplex sind, dass sie mehr Fragen aufwerfen, als sie eigentlich beantworten.
Ein Regelwerk, das Klarheit schaffen soll, verwirrt sogar die Profis. Wie schön wäre doch eine Übersetzung, nicht wahr? Denn weniger Juristendeutsch und mehr Praxisnähe könnte auf Baustellen viel Frust vermeiden.
Kommunikation auf Augenhöhe statt Paragraphen-Keule
In der Praxis nimmt man oft den Drang wahr, dass manche Personen mit Paragraphen ihre Position absichern wollen. Drohende Mails und formelle Briefe gehören dann zum Alltag, sind aber leider oft das Gegenteil einer lösungsorientierten Kommunikation. Anstatt sich anzunähern, und zwar in Richtung gemeinsamer Werkerfolg, passiert stattdessen das: Die Kommunikation wird kalt und bürokratisch. Schnell verlieren da Planer und Auftraggeber die Lust zu antworten. Und erst recht kooperativ zu sein.
Was könnte hier wohl helfen? Einfach mal anrufen anstatt direkt mit der Paragraphen-Keule um sich zu schwingen, denn diese bringt keinerlei Menschlichkeit in die Situation. Aber auf Augenhöhe persönlich zu sprechen, lässt Knoten platzen. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen!
Ohne Kommunikation auf Augenhöhe kommt es zum Stelldichein der “Rechtsverdreher”
Und ist ein Konflikt dann doch irgendwann bei den Anwälten gelandet, wird er oft nur noch komplizierter und teurer. Sobald Juristen ins Spiel kommen, verwandelt sich der Baualltag in eine teure „Paragraphen-Show“. Die Vorstellung, dass sich am dritten Gerichtstermin sogar die Anwälte bei einer Tasse Kaffee treffen, ist keinesfalls übertrieben. Die Prozesse werden zu einer zähen, kostspieligen Angelegenheit, die weder Bauherren noch Handwerkern Vorteile bringt.
Um also mit der VOB echte Ergebnisse zu erzielen, muss sie praktisch und einfach anwendbar sein. Ein flexibler, pragmatischer Umgang mit den Regeln und vielleicht eine Art „Übersetzungshilfe“ könnten dabei helfen, den Fokus auf die Arbeit und nicht auf die Paragraphen zu legen. Der Gedanke muss sein: Von Menschen für Menschen. Solche Übersetzungen sind bereits geschrieben worden. Darin lernen Handwerker alles Notwenige für den optimalen Bauablauf mit der VOB.
Über Autor Andreas Scheibe:
Andreas Scheibe hat selbst als Planer und Projektleiter in großen Firmen gearbeitet, später den väterlichen Handwerksbetrieb übernommen und umgekrempelt. Seine Erfahrung bezahlte er laut eigener Aussage mit viel „Schweiß und Blut“, aber auch viel Geld. Es entstand die Idee zum „professionellen Bauablauf“!
Mit der Continu-ING GmbH (lücken-im-lv.de) verfolgt er heute als Coach und Mentor eine Mission: Das Handwerk muss wieder für seine Leistung anerkannt und entsprechend vergütet werden. Schluss mit dem „Sozialhandwerker“, der sich nicht zu wehren weiß und auf Kosten sitzen bleibt. Vom Handwerker als Getriebener zum aktiven Projekttreiber.Wichtige Fragen sollen endlich geklärt werden: Was sind meine Rechte, was meine Pflichten? Wie sieht es mit den
Pflichten anderer aus? Was kann und muss ich fordern, um störungsfrei arbeiten zu können? Wie gelingt der Sprung vom letzten, missachteten Glied im Bauablauf zu einer Position auf Augenhöhe mit Fachplaner und Auftraggeber? Andreas Scheibe möchte neue Sichtfelder für Handwerker eröffnen.
“Stark im Handwerk – das Buch für Handwerker im VOB-Projektgeschäft”
Im August 2021 ist das erste Buch "Stark im Handwerk" von Andreas Scheibe erschienen. Darin beweist der Experte, dass die in der VOB viel Potenzial und auch viel Geld für Handwerker steckt. Aus der Praxis weiß handwerk-magazin-Kolumnist Scheibe, dass das Bild, welches Auftraggeber, Architekten und Planungsbüros oft vom Handwerker haben, meist kein ruhmreiches ist. Zwar sind die ausführenden Firmen nach deutschen Standards sehr gut ausgebildet und wissen technisch bestens Bescheid, doch von einer Sache hat man Ihnen nichts erzählt: Welche Rechte sie haben! Und auch nicht, dass sie eigentlich und zuallererst auf Augenhöhe mit Auftraggeber und Fachplaner stehen. "Der Handwerker ist zwar der letzte in der Reihenfolge bezogen auf den Bauablauf, aber der letzte Depp ist er noch lange nicht", erklärt Andreas Scheibe.
In diesem Zusammenhang kommt der Autor in seinem Buch sowohl auf die Rechte und Pflichten eines Handwerkers als auch auf die Rechte und Pflichten der anderen Projektbeteiligten zu sprechen. Denn genau diese sind im Detail in der VOB geregelt. Die Formulierungen klingen jedoch oft kompliziert und die Anwendung ist daher auch sehr unbeliebt – zu Unrecht, wie der Autor findet. Das Buch von Andreas Scheibe weckt nicht nur Interesse für das Projektgeschäft, sondern auch für das Durchsetzen von Rechten und Einfordern von Pflichten, sowie den spielerischen Umgang mit Paragrafen. Das Ziel: Handwerk muss wieder Spaß machen, gerecht bezahlt werden und zu alter Stärke zurückfinden.
stark-im-handwerk.de
Neues Buch: “Der professionelle Bauablauf – Das Schritt-für-Schritt System um deine Liquidität nachhaltig zu sichern”
Im August 2023 erschien das bereits dritte Buch von Andreas Scheibe „Der professionelle Bauablauf“. In diesem Buch sind viele Jahre Erfahrung in der Durchführung und auch Beratung von hunderten Handwerksunternehmen eingeflossen. Daraus entstanden ist ein praxiserprobtes und sofort umsetzbares Schritt-für-Schritt System welches mehr Klarheit und Sicherheit im Bauablauf für Handwerker verspricht. In diesem Buch geht es um notwendige Fähigkeiten um standardisierte Ablaufpläne zu erstellen, hochprofitable Nachträge durchzusetzen und berechtigte Forderungen darzulegen, zu begründen und zu verhandeln.
In seinem Buch geht Andreas Scheibe auch auf die 47 häufigsten und teuersten Fehler in VOB-Projekten ein, und wie sich diese verhindern lassen. Am Ende geht es darum, einen standardisierten Schriftverkehr einzuführen und Projekte strukturiert und profitabel abzuwickeln. Und das nach den Spielregeln der VOB.
der-professionelle-bauablauf.de